Licht und Architektur

Architektur und Licht verschmelzen: Ein faszinierender Tanz zwischen Berendts Weisheiten und Le Corbusiers Visionen.

Nr. 02 // JA // 2022
Text:
Yvette Reinberger
Fotos:
Andri Vöhringer
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Auch der Jazzmusiker Joachim-Ernst Berendt hat viele Jahre darüber geforscht und in seinem 1983 erstmals erschienenen Buch Nada Brahma - Die Welt ist Klang, ausführlich darüber geschrieben.

Darin beschreibt er, dass Sauerstoffteilchen in C-Dur schwingen, die Halme einer Berg-wiese »singen«, bei der Photosynthese Dreiklänge entstehen und selbst Sex ist wörtlich verstanden  Musik.

Es ging ihm darum, dem Klang der Welt auf die Spur zu kommen.

Ja der Klang, er schwingt leichtfüssig durch den Raum, genau wie Licht. Wikipedia sagt dazu: Licht ist per Definition der sichtbare Bestandteil elektromagnetischer Strahlung. Die schwingenden Energieteilchen (Quanten) der Lichtwellen bezeichnet man als Photonen. Je nach Wellenlänge hat Licht unterschiedlich viel Energie und es reist mit Lichtgeschwindigkeit.

Licht kann sich unglaublich schnell ausbreiten. In einer Sekunde legt das Licht 300.000 Kilometer zurück, das sind umgerechnet eine Milliarde Stundenkilometer. Das Licht braucht also von der Erde bis zum Mond nur etwas mehr als eine Sekunde.

Für uns Menschen ist diese Geschwindigkeit nicht wahrnehmbar. Wenn wir zum Bei-spiel eine Lampe anknipsen, meinen wir, das Licht sei sofort da.

Es ist und bleibt eines der großen Wunder des Universums und beschäftigte schon die alten Griechen und seither viele berühmte Wissenschaftler – von Isaac Newton bis Albert Einstein.

Und sicher ebenso viele Architekten. Denn jeder Architekt setzt sich beim Entwerfen mit Licht und Schatten auseinander, sowohl bewusst, wie auch intuitiv.

Bei der Geschichte von Licht und Schatten, dem Zusammenspiel von Hell & Dunkel, wird der ein oder andere direkt an monumentale Bauten erinnert. Oder an große Architekten wie Le Corbusier, oder die Bauhaus-Mitbegründer Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe.

Le Corbusier meinte dazu:

«Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper.»
«Ich könnte meine Musik mit weissem Licht vergleichen, in dem alle Farben enthalten sind. Nur ein Prisma kann diese Farben voneinander trennen und sichtbar machen, dieses Prisma könnte der Geist des Zuhörers sein.»

Und so definierte der berühmte Architekt Le Corbusier die Architektur in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrtausends und wies damit auf die untrennbare Verbindung zwischen den Gebäuden und dem Licht hin, das die Gebäude gestaltet und durchflutet.

Das Mysterium des Sehens und Wahrnehmens beschäftigt seit Tausenden von Jahren Philosophen und Wissenschaftler. Architekten aller Kulturen versuchen seit jeher, das Licht in ihre Planung und Gestaltung als Element mit einzubeziehen.

Besonders interessant ist die Verwendung des Lichts in Glasbauten. Im Laufe der Jahre haben verschiedene Star-Architekten zahlreiche "Glashäuser" gebaut. Eines der ersten, das noch aus der Zeit vor den Star-Architekten stammt, ist mit Sicherheit das Casa de Vidro von Lina Bo Bardi in Brasilien.

Geschlossene Räume wechseln sich mit aneinander gereihten Öffnungen nach außen und nach innen ab, wo der Raum vertikal von einem Innenhof mit üppigem Pflanzen-wuchs durchtrennt wird. Die Leuchten wurden alle innen im Haus an der Wand montiert und liefern eine seitliche Beleuchtung, die dem durch die Fenster einfallenden Licht entspricht.

Ein weiteres spektakuläres Beispiel ist mit Sicherheit die Pyramide vor dem Louvre in Paris, die das Licht, das von den Glasscheiben reflektiert wird, im Wasser widerspiegelt.

Die Umgebung miteinzubeziehen, sprich das Wasser im Zusammenspiel mit Licht in die Architektur einfliessen zu lassen und somit eine leichtfüssige Transparenz und Harmonie zu schaffen. Dies ist auch den Schweizer Architekten Annette Gigon und Mike Guyer, mit dem Würth Haus Rorschach – genannt Lichtspiel, beheimatet direkt am Ufer des Bodensees, formidabel gelungen.

Sie beschreiben die Architektur des Baus als eine grünlich gläserne Erscheinung, die zwischen Transparenz und Reflexion changiert und die Besonderheiten des Ortes vielfach wiedergibt.

Nicht nur dafür wurden sie mit dem Tageslicht-Award, einem der höchstdotierten Architekturpreise der Schweiz, ausgezeichnet.

Oft wird Architektur als atmosphärisch beschrieben, als ein ganzheitliches – idealerweise, fast magisches – Erlebnis von Raum. Licht spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Schon für Platon ist das Gute das «Leuchtendste des Seienden.»

Und zum Abschluss noch ein Zitat von Albert Einstein, der mit einem Augenzwinkern darauf hinweist:

«Wir alle wissen, dass sich Licht schneller als Schall ausbreitet. Das ist der Grund, warum bestimmte Personen hell erscheinen, bis Sie sie sprechen hören.»
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Dies ist der erste Artikel der Schlosszeit
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