Aussicht mit Weitsicht
Ein Interview mit Kaspar Lenz, Geschäftsführer des Schloss Wartensee.
Die Frage zum Wetter beantwortet Kaspar Lenz fast schon etwas träumerisch. Auch wenn er den Nebel nicht mag, bleibt die Aussicht atemberaubend. Denn was er nicht erwähnt hat: Das Schloss liegt oft oberhalb der Nebelgrenze.
Haben Sie schon mal einen Blick ins Büroeines Schlossherrn gewagt? In den folgendenZeilen nimmt Sie der Geschäftsführer und Hotelier Kaspar Lenz in seinen Alltag mit. Dabei erfahren Sie, wie gut Nostalgie undDigitalisierung zusammenpassen und warumdas Schloss genau die richtige Kulisse fürIhren nächsten Firmenanlass bietet.
Herr Lenz, Sie leiten seit 2019 mit Leidenschaft und Können das Schloss Wartensee. Was ist ihr Erfolgsrezept?
Als Gastronom ist man weit mehr als Gastgeber. Für den langfristigen Erfolg brauchen wir ein durch und durch zufriedenes Team, ein ehrlich innovatives Angebot und solide Partnerschaften. Basis dafür ist der wirtschaftliche Erfolg unseres Schlosses. Den er-zielen wir nicht durch ein möglichst bekanntes und geläufiges Konzept. Wir müssen uns trauen, anders zu denken und aufs Schloss zuhören. Auch wenn vieles zu Beginn für uns und unsere Gäste neu und ungewohnt ist.
Im Schloss wird unter anderem mit biologischem, abbaubarem Reinigungsmittel geputzt und die Toilettenspülung funktioniert mit Regenwasser. Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Was treibt ihr Engagement an?
Während andere pendeln, fahre ich mit meiner Vespa zum Schloss. Es bereitet mirFreude, dass ich hier arbeiten darf. So etwas erfüllt mich mit Dankbarkeit und diese widerspiegelt sich bei meiner Arbeit.
Die nachhaltige und regionale Arbeitsweise ist für mich selbstverständlich und ein logischer Entscheid. Wenn es der Region gutgeht, geht es auch unserem Schloss gut. Es ist ein Geben und Nehmen. Dabei meine ich nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Wirtschaft.
Auf Ihrer Website sticht «Einfach. Echt.Ehrlich. Wartensee Erleben.» ins Auge.Was erlebt man als Gast, abgesehen davon, dass der Boden knarrt?
Ein sehr aufgestelltes Team und ein Gebäude mit unglaublich viel Geschichte, das trotz-dem mit der Zeit geht. Als Gast trifft man zudem überall auf digitale Lösungen.
«Als Gastronom& Hotelier istman weit mehrals Gastgeber»
Und wenn es der Zufall will, ergibt sich einkurzer Austausch mit mir am Frühstückstisch oder im Garten. Da ich in meiner täglichen Arbeit keinen direkten Gästekontakt habe, schätze ich solche Gespräche sehr. Zu hören, was den Gästen besonders gefallen hat oder was es eben noch zu verbessern gibt.
«Als Gastronom & Hotelier ist man weit mehr als Gastgeber»
Das Schloss Wartensee begrüsst nebst Privatgästen auch Geschäftskunden. Wovon profitieren speziell diese Gäste?
Wir arbeiten aktuell an der Entwiclung einer App, welche unsere Gäste bald nutzen dürfen. Buchen, ein und auschecken, Rechnung bezahlen – alles wird via Smartphone abgewickelt. Später ist auch ein elektronisches Schliesssystem vorgesehen, damit das Smartphone den Zimmerschlüssel ersetzt.
Natürlich steht die App allen unserenGästen zur Verfügung. Geschäftskunden schätzen solche schlanken Prozesse aber umso mehr: Das Ein- und Auschecken ist jederzeit möglich und es gibt keine Wartezeiten.
Seminargästen bieten wir eine Vielzahl an Räumlichkeiten. Davon sind einigeSeminarräume für Hybrid seminare geeignet. Bei internationalen Besprechungen oder Workshops wird nun vermehrt aufs Reisen verzichtet und wir haben die passende Ausstattung.Dank unserer modernen Einrichtung sind wir für Remote Work bestens gewappnet.
Es gibt endlose Möglichkeiten, um dieRäumlichkeiten geschäftlich zunutzen – welches sind Ihre Favoriten?
Ein kurzes Meeting ohne digitale Ausstattung mache ich am liebsten draussen. Wenn es ein grosser Seminarraum sein soll, dann empfehle ich den Blarer-Saal. Dort ist eine Pausenküche an-geschlossen, damit man sich jederzeit spontan verpflegen kann. Für kleineGruppen bevorzuge ich den Pearsall, der bietet einen schönen Blick auf den Bodensee und verfügt über alle technischen Spielereien.
Ein Workshop kann auch perfekt mit einem Kochkurs abgerundet werden.Oder wer es unkompliziert mag, darf draussen am Feuer selbst grillieren –wir sind offen für Ideen.
Der Standort ist für ein Hotelessenziell. Was bietet Ihnen die Region Bodensee?
Der Bodensee hat einige grosse Firmen in der Region, welche wir zum Teil auch als Gäste begrüssen dürfen. Das Schloss liegt gut: Wir sind schnell in den an-grenzenden Ländern, haben den Flughafen Altenrhein in der Nähe und sind in weniger als einer Stunde in Zürich. Gleichzeitig sind wir auf dem Land und bieten die ländliche Lebensqualität.
Besonders schätze ich, dass wir uns innerhalb der Region unkompliziert unterstützen. Vor allem unter den Hotels:Falls mal etwas fehlt, reicht ein Anruf und es wird geteilt.
Natürlich versuchen wir, der Region auch etwas zurückzugeben. Wo immer möglich, schonen wir Ressourcen und es wird regional eingekauft. Ich möchte die lokalen Betriebe unterstützen, dieAppenzeller machen’s uns vor.
Was wünschen Sie sich für die Region Bodensee in Zukunft?
Ich wünsche mir wieder lebendige Veranstaltungen am See. Dabei mag ich die Vielseitigkeit welche wir als Region unseren Gästen bieten. Wie zum Beispiel, die Strandfestwochen, an denen man den Aloha Spirit am Bodensee erleben darf. Das Sandskulpturen-Festival mit seinen internationalen Künstlern und einzigartigen Kunstwerken oder der Day Dance bei uns ums Schloss.
«Das Beste an der Aussicht sind die verschiedenen Facetten - wir geniessen sie jeden Tag.»
Zudem wünsche ich mir, dass wir uns als Tourismusregion über die Kantons-grenze hinweg etwas cleverer vermarkten. Hier sind wir auf einem guten Weg, jetzt heisst es dranbleiben.
Das Beste zum Schluss: Die Aussicht, die man aus dem Schloss geniesst, ist nicht alltäglich. Wie und wann geniesst man sie am besten?
Kaspar Lenz lacht ...
Jeden Tag! Natürlich ist es schön, wenn die Sonne scheint, aber das ist nicht das Beste. Ich persönlich mag es, wenn der See etwas wild ist. UnsereGäste schwärmen aber am meisten vom Sonnenuntergang. Eines ist klar, Wetter haben wir immer!